Bericht von Anna
San Francisco 2016 - was für ein Erlebnis!
Für mich war diese Unternehmung die erste größere Fernreise, dementsprechend aufgeregt war ich auch vorm Start. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, da hat man natürlich hohe Erwartungen. Und rückblickend kann ich sagen - nicht nur das Land bzw. die Stadt haben mich fasziniert, sondern auch die vielen lustigen Erlebnisse, die wir gemeinsam erlebten, machten die Reise unvergesslich.
Nach fast 11 Stunden Flug ist man auf jeden Fall froh, angekommen zu sein, und unser Hostel bot uns ein herzliches, willkommenes Gefühl. Liebevoll dekoriert und mit sehr sympathischen Mitarbeitern hätten wir wohl kaum eine angenehmere Unterkunft finden können.
Jetlag war für uns natürlich kein Thema, gleich am ersten Tag ging es los mit einer Art Quer-durchs-Gemüsebeet-Sightseeing-Tour, bei der wir die Stadt erstmals kennenlernten. Die hat auf jeden Fall viel zu bieten - viktorianische Häuser, freundliche Menschen und ein Street Market der etwas anderen Art im bunten Stadtviertel Castro.
Was unsere Reise für mich auch so besonders machte, waren die vielen aufregenden Veranstaltungen, die wir mitnehmen konnten. So hatten wir das riesige Glück, vom Hardly Strictly Bluegrass Festival zu erfahren. Dieses im Golden Gate Park stattfindende Musikfestival bot uns einen Einblick in amerikanische Festivalkultur, man fühlte sich ein bisschen, als würde man ein zweites Woodstock erleben (vor allem durch die "neblige Luft").
Den nachfolgenden Tag hatte ich mit besonderer Spannung erwartet - wir würden das erste Mal die berühmte Golden Gate Bridge sehen!!! Mit einem Sightseeing-Bus machten wir uns auf Richtung der Bay, und schon aus einiger Entfernung haben wir die roten Pfeiler der wohl berühmtesten Brücke der Welt sehen können. Noch um eine letzte Kurve und ... WOW. Es war ein bisschen wie im Film, über dieses unglaubliche Bauwerk zu fahren. Um einen herum der Pazifik, die Bay mit ihren vielen kleinen Inseln, und blickt man zurück, so sieht man die Skyline San Franciscos, mit der Brücke im Vordergrund. Als wäre man direkt in ein Foto hineingesprungen. Für mich auf jeden Fall ein Highlight!
Leider war das Wetter nicht ideal, aber wir haben sofort beschlossen, diese Brücke noch einmal im Sonnenschein zu besuchen.
Weiter gings mit unserem Bus Richtung Pier 39, dem berühmten Seelöwen-Pier. Auf jeden Fall eine bunte und lebensfrohe Flaniermeile, die man gesehen haben sollte. Viele kleine Läden boten uns sämtlichen Krimskrams an, den das Touristenherz begehrt. Die wilden Seelöwen auf ihren Plattformen waren zwar interessant zu betrachten, allerdings sollte man sich auf den typischen Fischgestank gefasst machen...
Abends versammelte sich dann das ganze Orchester, um die Nachtrundfahrt anzutreten. San Francisco bei Nacht ist nochmal eine ganz andere Welt, und besonders der atemberaubende Blick von Treasure Island auf die hell erleuchtete Skyline der Stadt werde ich nie vergessen.
Auch den Dienstag nutzten Alex, Christina und ich noch einmal das praktische Angebot der Stadtrundfahrtbusse und machten uns wieder auf zur Golden Gate Bridge, diesmal bei wesentlich schönerem Wetter. Von der anderen Seite aus ging es dann gleich weiter nach Sausalito, einem süßen Hafenstädtchen im Norden von SF. Und wie man so schön sagt: Der Weg ist das Ziel! Denn auch bei diesem Ausflug war vor allem die Fahrt besonders denkwürdig, denn unser Busfahrer Patrick war nebenberuflich wohl Entertainer. ("Germany, yeeeeah!!")
Auf dem Rückweg haben wir die Brücke noch einmal ausgiebig erkundet, diesmal auch zu Fuß.
Anschließend wollten wir uns noch die steile und kurvige Lombard Street ansehen, wo wir durch Zufall die andere Gruppe trafen. Abends stand dann noch die Probe im Architekturbüro Perkins&Will an, in dem wir am nächsten Tag unseren Auftritt haben sollten. Nach diesem anstrengenden Tag war das für mich eine ziemliche Herausforderung, aber letztendlich konnten wir uns müde und zufrieden in unsere Betten kuscheln.
Den Mittwoch nutzten meine Zimmermitbewohner Milena, Cornelia, Jenni und ich für einen kleinen Shoppingtrip am Union Square. Wie das bei Mädels so ist, es wurde einiges mitgenommen und einige Dollar dortgelassen, besonderns in unserem neuentdeckten Lieblingsladen mit den netten Verkäufern. :D
Auf dem Weg zu unserem ersten Auftritt konnten wir die Gelegenheit nutzen und ein bisschen an der Küstenstraße entlangspazieren. Auch die Bay Bridge war das ein oder andere Foto wert. Der Auftritt am Abend war auf jeden Fall ein Highlight, es war toll zu sehen, welche Stimmung wir auf der Betriebsfeier machen konnten. So ein enthusiastisches Publikum hatten wir wohl noch nie, denn trotz Sprachbarrieren wurde kräftig mitgesungen und getanzt.
Am Donnerstag ging es dann das erste Mal wirklich raus aus der Stadt. Obwohl das frühe Aufstehen (5 Uhr morgens?!) erst etwas für Gemurre sorgte, es hat sich gelohnt, und wie!! Gerade, als wir die Gate Bridge überquerten, ging die Sonne über der Stadt auf, und sowas sieht man echt nicht alle Tage. Da hatten wir dann schon etwas Kribbeln auf der Haut. Der Ausflug sollte uns zum Nationalpark Muir Woods führen, in dem man 80m hohe Redwood-Bäume bestaunden konnte. Aber nicht nur die machten den Ausflug zu besonders, sondern auch die Chance, etwas von der Natur Kaliforniens mitzubekommen. Der Hinweg ins Tal runter war auf jeden Fall sehr lustig, da hatte die eine odere andere auch mal ein lustiges Wanderlied angestimmt (stimmts Katharina?). Der Park war dann wie ein Eintauchen in eine andere Welt, und eine schöne Abwechslung zu unseren bisherigen Stadterfahrungen. Sogar ein Wapiti ist uns über den Weg gesprungen. Nur leider musste man auch irgendwann wieder zurück, und dann blöderweise auch noch den Berg wieder hinauf, in der kalifornischen Mittagssonne. Aber auch das haben wir mehr oder weniger überstanden, und zurück gings bis Sausalito. Dort fuhr dann ein Teil unserer Gruppe mit der Fähre zurück in die Stadt, und das war ein gelungener Abschluss, denn wir konnten die Sonne auch wieder untergehen sehen, genau in der Mitte über der Golden Gate Bridge.
Freitags war unsere letzte Probe in der Saint Matthew Lutheran Church angesetzt, aber wir hatten bis dahin noch einen freien Tag zur Verfügung, den wir nutzten, um uns die Fleet Week anzusehen, die gerade stattfand. Was für ein Zufall, dass wir ausgerechnet zu dieser Zeit in der Stadt waren! Natürlich wusste ich nicht so richtig, was uns da erwarten sollte...Fleet Week? Was ist das? Es stellte sich heraus, dass sich die US Navy in dieser Zeit selbst feiert und einiges an Spektakel geboten wird. So konnten wir auch eine Flugshow bestaunen, in der sogar die Blue Angels, die berühmteste Kunstfliegerstaffel der Welt auftrat. Und Wahnsinn, das war ein Erlebnis! Rückblickend bin ich sogar der Meinung, diese Show war das absolute Highlight der Reise für mich. In einem Korridor zwischen der Golden Gate Bridge und der Gefängnisinsel Alcatraz beobachteten wir spektakuläre Flugkunststücke, die einen atemlos zurückgelassen haben. Ob nun mit rotem Propellerflieger, der spiralenförmige Rauchschwaden zurückließ oder den beeindruckenden Kampfjets der Navy, alles war so bombastisch wie man es sich in Amerika eben nur vorstellen kann. Auch die Blue Angels flogen teilweise nur mit einem Flügelabstand von einem halben Meter! Und, als ob das Ganze noch nicht genug gewesen wäre, flog zum Abschluss eine riesige Boeing eine Runde ganz tief über die Bay.
Den Samstag nutzten wir noch einmal, um auch den Pazifik kennen zu lernen. Bei strahlendem Sonnenschein brutzelte ich am Strand vor mich hin, während die mutigeren (und mit Badesachen ausgestatteten) in das eiskalte Wasser sprangen. Doch die meterhohen Wellen waren für mich schon vom Ufer aus beeindruckend genug. Nach dem Badespaß hetzten wir dann zu unserem Auftritt ins Stadtviertel Mission District, zu dem wir gerade noch rechtzeitig erschienen. Der Auftritt in diesem etwas festlicherem Rahmen verlief wieder super, das Publikum zeigte sich ebenso begeistert wie die Architekten bei Perkins&Will. Und weil so ein Auftritt eben auch Spaß macht, setzten wir uns in unserem Hostel gleich noch einmal hin und spielten aus unserem Programm. Als Abschluss einer Orchesterreise ein sehr gelungener Abend, vor allem, weil wir als Dank vom Hostel ein leckeres Abendessen mit Pizza und Salat gesponsert bekamen!
Letztendlich mussten aber doch die Akkordeons reisefest gemacht, die Koffer gepackt und die letzten Erinnerungsfotos festgehalten werden, denn am Sonntag ging es leider zum Flughafen und nach Hause. Es war schon eine Überwindung, aus der kalifornischen Wärme in das Flugzeug zu steigen und den 10-stündigen anstrengenden Flug ins kalte Deutschland anzutreten. Bye bye, San Francisco!
Diese Reise wird für mich wohl immer der Höhepunkt meiner Zeit im Orchester sein, es war einfach unglaublich, so viele Eindrücke zu erleben und durch die Musik so vielen Leuten in dieser fremden Stadt näher zu kommen. Musik ist eben wirklich die Sprache, die wir alle verstehen!
Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben.
Anna Jähnichen
Hier könnt ihr meine Fotos ansehen